Neben den Gedenktagen Allerheiligen und Allerseelen hat der November auch zwei prominente Heiligenfeste im Repertoire: Martin von Tours und Elisabeth von Thüringen.
Ist es Zufall, dass diese beiden Heiligen außer ihrem Todestag im November auch noch ihr Lebensthema gemeinsam haben? Meine Erfahrung: es gibt keine Zufälle.
Elisabeth von Thüringen ist meine Namenspatronin. Da wundert es sicherlich nicht, dass ich mich sehr gerne bereit erklärt habe, diesen Impuls für Sie und über sie zu schreiben.
Ich trage diesen Namen, weil meine Großmutter väterlicherseits, die weit vor meiner Geburt verstarb, Elisabeth hieß. Lange Jahre hat mir dieser Name nicht viel bedeutet, meistens war ich sowieso Lisbeth, Lisa, Elli. Erst bei einem Besuch der Marburger Elisabethkirche zusammen mit meiner Cousine Elsbeth (ebenfalls benannt nach unserer Großmutter) und einem langen gemeinsamen Gespräch über unsere Familien wurde mir (uns) klar, welches „Erbe“ wir mit uns herumtrugen. Schließlich hatte man uns erfolgreich in Kindheit und Jugend ein Bild der Heiligen vermittelt, das legendär war, im wahrsten Sinne des Wortes.
Die bekannte Geschichte vom Rosenwunder war nur eine der zahlreichen Legenden, in denen Elisabeth die mildtätige, barmherzige, aufopfernde Frau war.
Das war sie sicherlich……aber eben nicht nur.
Im Jahr 2007, anlässlich ihres 800. Geburtstags, begab sich zum ersten Mal eine Gruppe von PilgerInnen der kfd im Bistum Essen auf den Elisabethpfad und nahm dabei in einer Woche ca. 100 km von Wetzlar nach Marburg unter die Füße. Zu diesem „runden Geburtstag“ hatte damals eine Gruppe von KunststudentInnen Plakate entworfen, die ein anderes, alternatives Bild der Heiligen zeigte.
Da war u.a. Elisabeth, die Grenzgängerin.
Je mehr ich mich mit dieser Interpretation beschäftigt habe, desto deutlicher wurde mir, was Elisabeth auch für Frauen (und Männer) des 20. bzw. 21. Jahrhunderts bedeuten kann:
- Sie war eine Frau, die an ihre Grenzen gegangen ist. Für ihre Familie, für ihre Mitmenschen, für sich selbst.
Wie oft passiert es auch heute noch, dass Frauen unter der Mehrfachbelastung durch Familie, Ehe, Kinder, ehrenamtliches Engagement und Beruf an ihre Grenzen gehen.
- Sie war eine Frau, die trotz erheblicher gesundheitlicher Probleme ihren Pflichten nachging.
Wie oft passiert es auch heute noch, dass Frauen sich erst dann um ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden kümmern, wenn es fast schon zu spät ist.
- Sie war eine Frau, die in Konrad von Marburg einen überaus strengen geistlichen Begleiter ertragen musste.
Wie oft passiert es auch heute noch, dass Frauen sich dem strengen, oftmals ungerechten Regelwerk eines Kirchenrechts in ihrer Kirche ausgesetzt fühlen.
Heilige Elisabeth, begleite uns Frauen an unseren Grenzen. Sei du die Schutzpatronin der Grenzgängerinnen in den Familien, in der Gesellschaft, in der Kirche. Amen.
Elisabeth Hartmann-Kulla